Die ganze Stadt schien fest in englischer Hand, wurde belagert von mehreren tausend Fans, deren ununterbrochene Gesänge durch die gesamte Innenstadt hallten und den Bereich um den Main in eine Fussballarena zu verwandeln schien. Justizia wurde eingehüllt in englische Fahnen und die Engländer eröffneten den Badetag im Gerechtigkeitsbrunnen. Überhaupt glich der von Englandflaggen verhangene Römer einem Ort der Belagerung nach gewonnener Schlacht. Das rote Georgskreuz auf weißem Grund wurde zu einer Einheitstracht Frankfurts, als wäre der Schutzpatron und Nationalheilige von England höchstpersönlich auf Staatsbesuch zu Gast in dieser Stadt. So wurde auch aus Karl dem Großen ein Karl the Great - oder besser: eine deutsche Kopie des St. Georg -, mit englischem Turban geschmückt vor dem Historischen Museum, wehrlos und Wache stehend, mit englischem Auftrag zum Sieg über alle Fussballgegner - und einer Biedose in seiner versteinerten Hand.
Was war dieser Tag doch für ein Erlebnis! Ein betrunkener Fan, der Barfuß in eine Scherbe trat, durch seinen Rausch inzwischen völlig schmerzfrei, den ich dezent auf seine Blutspur aufmerksam machte, die er torkelnderweise in fetten Schlieren hinterließ. (Entgegen meiner Befürchtung war er dann doch sehr einsichtig und hat sich von mir zum Sanitätsdienst führen lassen. Ich habe mich dann noch nett mit ihm unterhalten, habe von ihm erfahren, dass sich die Presse immer auf die 0,1% randalierende "Fans" konzentriere. Ich habe ihm dan versprochen, der Welt zu berichten, dass 99,9% der englischen Fussballfans zwar laut, aber absolut friedlich sind und er ein prima Kerl sei.)
Da war noch eine Pizzeria am Main, die von den Engländern zu ihrem Fan-Hauptquartier umfunktioniert wurde. (Wie mir Tage später ein Gastronom berichtete, wurden die bis zum Rand mir Bierfässern gefüllten Vorratslager binnen 1,5 Stunden komplett geleert - das waren sage und schreibe 1.500 Liter Bier! In dieser Zeit waren alleine mit Bierzapfen 5 Leute beschäftigt, die ausschließlich zum Fasswechseln den Gerstensaftfluss aus dem Zapfhahn unterbrachen.) Und überhaupt hatte ich Mühe, meine Kamera vor dem spontanen Bierregen zu schützen, den die Engländer in kinderspielähnlicher Art nach "Alle Becher fliegen hooooooch" zelebrierten.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass dieser Tag in die frankfurter Geschichte eingegangen ist!
Hoppla, hätte ich doch beinahe ein Ereigneis vergessen zu erwähnen: übrigens fand die Fußball-WM in Deutschland statt und im frankfurter Stadion spielte England gegen Paraguay.
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