Die Stadt war am 01.07.06 zum bersten voll. Wen wundert's, denn an diesem Tag fand das letzte Spiel dieser WM in Frankfurt statt. Mit dem Bewußtsein, mindestens die nächsten 32 Jahre so etwas nicht mehr erleben zu dürfen, wollte ich diesen Tag fotografisch bis zum Äußersten auskosten - und bin dabei voll auf meine Kosten gekommen.
Begonnen habe ich meine Tour auf der Zeil, wo ich zwischen Konstablerwache und Hauptwache allerhand Kleinkunst begegnete. Die zahlreich vertretenen Brasilianer waren nicht zu überhören; erwartungsgemäß pulsierten durch die gesamte Innenstadt ihre Sambarhythmen und viele Passanten übertrugen den Takt in ihre Schrittfrequenz. So belebt und ausgelassen zugleich habe ich die Zeil noch nicht erlebt. Eine verdächtig große Menschentraube bildete sich an der Hauptwache, als Ronaldo zu einem Shooting aufwartete. Ich habe ihn übrigens auch eingefangen, war wohl zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle ;-)
Nach einer Stipvisite in die proppevolle Mainarena, die aufgrund der Menschenmassen eine eher ungünstige Kulisse für mich abgab und an fotografischen Motiven wenig zu bieten hatte, besuchte ich den Stand der Portugiesen "Tasquinha da Jasinta", wo mich Dino wieder mal mit einem köstlichen Kaffee verwöhnte. Das Spiel der Portugiesen verfolgte ich dort nur kurz, da ich rechtzeitig am Römerberg sein wollte, um den "Aufmarsch" der Franzosen mitzuerleben. Ich hatte keine große Erwartung an den Trubel der französischen Fans, habe ich sie doch bisher während der WM sehr zurückhaltend und eher introvertiert erlebt. Doch ich muss schon sagen: ich wußte nicht, dass Franzosen so fröhlich und humorvoll feiern können. "Allez les Bleus" skandierten sie ihren Schlachtruf und die Brasilianer mischten sich in ihre Reihen und hielten ihnen ein lautstarkes "Adieu les Bleus" entgegen. Es schien, als nehmen sich die Fans beider Seiten gegenseitig auf den Arm und als freuten sich die Franzosen einfach nur darüber, bei der WM überhaupt noch mit dabei zu sein. Meine Wahrnehmung sollte mich nicht trügen, erklärte mir doch später tatsächlich ein Franzose hinter vorgehaltener Hand, dass es keinen Franzose auf der Welt gäbe, der an einen Sieg über die brasilianische Elf glaube. Aber, so meinte er weiter, die französische Nationalelf würde schließlich an diesem Tag auf ihren Lieblingsgegner treffen - oder anders gesprochen: auf ihre zweitliebste Fußballmannschaft - und gegen diese zu verlieren würde weniger Schmerzen bereiten, wäre fast schon als ehrenhaft zu bezeichnen. Es war sehr nett, sich mit dem Franzosen in der S-Bahn auf dem Weg ins Waldstadion zu unterhalten; übrigens erfuhr ich dabei, was ein Fußballticket auf dem Schwarzmarkt kostet. (Berichte ich hier nicht weiter im Detail, bleibt mein Jouranistengeheimnis.)
Aprospos Waldstadion: für alte frankfurter Hasen, wie ich nun mal einer bin, ist und bleibt das Fussballfeld hinter Niederad das Waldstadion - mögen auch noch so viele Namenstaufen in Irgendwas-Bank- oder Fifa-sonstwas-Arena stattfinden.
Vor dem Stadion ging es lustig zu. Die fröhlichen Tänze von Brasilianern und Franzosen am Römer wurden hier konsequent fortgesetzt. Als ich die Stimmung vor dem Eingangsbereich des Stadions in meinen Bildern eingefangen hatte, streunerte ich rund um das Stadion durch den Wald. Auch wenn noch so viele Pressefotografen und Journalisten mit Fifa-Akkreditierung unterwegs waren, mußte ausgerechnet ich derjenige sein, der unfreiwillig und unwissend durch ein Sicherheitsloch schlupfte. Bemerkt habe ich dies, als ein Korso an französichen Staatskarossen an mir vorbeifuhr. In einer davon saß zufällig Herr Chirac, der seine Aufwartung zum anstehenden Fußballspiel machte. Die Situation ließ sich schließlich mit einem freundlichen Polizeibeamten klären und grinsend zog ich weiter in die Kneipe am Wladstadion, deren Namen ich mir noch nie merken konnte. Dort ging es hoch her, als die Brasilianer den Sieg der protugiesischen Mannschaft über die Engländer feierten.
Zum Anpfiff des Spiels Brasilien gegen Frankreich befand ich mich dann bereits in der "Tomate" auf der "Fressgass", wo die Begegnung auf einem Großbildschirm übertragen wurde. Froh darüber, meine zerschundenen Füße ausruhen zu können und mir eine köstliche Portion Spaghetti einzuverleiben, verfolgte ich dort das Fussballwunder bis zum Ende. Anschließend feierten die Franzosen in der ganzen Stadt, die Brasilianer zeigten sich als gute Verlierer und zögerten nicht lange, ihre Sambatänze zum Besten zu geben. Und Ronaldo zeigte sich erneut an der Hauptwache für diverse Fototermine. Gegen Mitternacht machte ich mich dann auf den Weg nach Hause, in den ruhigen Taunus, und später beim Einschlafen erklangen noch die Gesänge wie ein Echo in meinen Ohren: "Allez les Bleus" ...
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