Dehaam :: Home
frankfurtblick :: WM-Spezial :: World Cup special
 
Dehaam :: Home

WM-Sheriffs > Schiffschaukel

Es war der 09.07.06, der Tag, an dem Italien Weltmeister wurde. Kurz nach Mitternacht versuchten zwei Polizisten in ihrem Streifenwagen, die Fans zum Feiern auf dem Paulsplatz zu bewegen um dadurch die weltmeisterliche "Verkehrsblockade" auf der Berliner Straße aufzuheben. Die Ansage durch das Megaphon begann nicht wie sonst üblich mit einem "Liebe Fußballfreunde ...", sondern mit "Liebe Fußballweltmeister ...". Die Reaktion der Fans im Rausche ihres Siegestaumels war die Belagerung des Streifenwagens, den sie wie wild hin und herschaukelten. Ob das nicht ein bisschen zu weit geht ...?, dachte ich mir im Stillen. Einigen älteren Italienfans schien das auch gar nicht zu gefallen und forderten ihre jugendlichen Landsleute auf, die lieb gemeinte Provokation zu unterlassen. Doch anstatt die Polizei das Martinshorn erklingen ließ und das Blaulicht einschaltete, ertönte aus den Polizeilautsprechern ein Gesang: "Welt-mei-ster und Pizza-Lieferant, Pizza-Lieferant ...". Mit dieser Reaktion hatte wohl keiner gerechnet. Doch auch mit dieser humoristischen Einlage, die das ganze Fußballvolk zum Lachen brachte, waren die Fans nicht von der Straße zu bewegen. Mit weltmeisterlicher Hartnäckigkeit feierten sie auf Frankfurts Straßen weiter. Da kam mir eine Idee: ich bot einem am Rande stehenden Polizisten an, die Fans zu einem riesengroßen Gruppenfoto auf dem Paulsplatz einzuladen. Es sollte das größte Gruppenfotos Deutschlands von dem frisch gebackenen Weltmeistern werden. Der Polizist zögerte nicht lange und gab der feiernden Gesellschaft bekannt, dass die Weltpresse (bei diesem Ausdruck zuckte ich ein wenig zusammen) zu einem Guinessbuch-rekordverdächtigem (das zweite Mal ein leichtes Zucken) Gruppenfoto einlade und dieses Bild dann morgen in allen Zeitungen der Welt zu sehen sei (ein dritter Ruck). Warten. Sekunden, Minuten ... Er wiederholte seine Durchsage. Nichts geschah. Ich wusste nicht, ob ich darüber erleichtert oder frustriert sein sollte. Doch schließlich war ich trotz meiner ernst gemeinten Absicht ob der so hoch geschraubten Erwartung froh, dass es nicht zustande kam.
Den Humor und die Sympathie auf Ihrer Seite, schafften es die Beamten dann doch noch irgendwann, mitten in der Nacht, die Feierlichkeiten weg von der Straße auf die Hauptwache "umzuleiten".